Lieben Freunden sei Dank wagten wir einen Tagesausflug nach Breslau, die Heimatstadt meines Onkels, meiner SchwiMu und einiger entfernter Verwandter. Vorurteilsüberladen waren wir froh, nicht mit dem eigenen Auto fahren zu müssen, wir wurden in einem weniger begehrten Vehikel chauffiert und waren sehr neugierig auf das uns völlig unbekannte Land (Schande, Schande, es liegt ja nicht so sehr weit von Dresden entfernt). Und dann erste Eindrücke: die Autobahn ist gut ausgebaut, die polnische Automobilflotte sieht der deutschen sehr ähnlich, und die auf unseren Autobahnen oft anzutreffenden überladenen Fahrzeuge verlieren sich zunehmend, alles ganz normal, nur sehr flach ab dem Grenzübergang in Görlitz, riesige Felder, am Horizont schöne Berge. Dann kommt die angepeilte Stadt, und wir sind zunehmend positiv überrascht: sehr quirlig, sehr jung, wunderschönes historisches Zentrum, ansonsten natürlich auch weniger schöne Großstadt-Bebauung, irgendwie wie auch bei uns. Nur ein Verkehrsschild ist uns wirklich neu (sollten die Klischees also doch stimmen?):
Ganz viele Eindrücke in der Innenstadt, natürlich auf der Dominsel den Turm geentert, sehr sehenswert ist auch der Botanische Garten am Dom, die Markthalle, die Aula der ältesten deutschsprachigen Universität, fast wie ein Tempel der Wissenschaft gestaltet, ähnlich einer barocken Kirche, wir sind beeindruckt und voller Ehrfurcht. Bewacht wird der Eingang mit einer solchen Bronzefigur, die man in ähnlicher Form an ganz vielen Stellen in der Stadt findet:
Nebenbei haben wir noch leicht befremdet eine sehr jugendliche Demonstration rund um das wunderschöne Rathaus erlebt, die bei uns sicher unter dem Motto "Gebt den Hanf frei" gelaufen wäre. Sehr friedlich, sehr laut, wir sind kurz irritiert. Die gerufenen und "getragenen" Argumente hätten mich interessiert, unsere sprachkundige Begleitung muss aber passen.
Und dann noch ein starker Hauch unmittelbarer Geschichte: wir stoßen auf ein jüdisches Restaurant, sehr urig und gemütlich und lesen sehr beschämt, dass es sich in dem Gebäudekomplex befindet, in welchem zur Zeit des Dritten Reiches die Breslauer Juden zur Deportation zusammengetrieben wurden. Eine entpsannte Kneipenstimmung kann da bei uns nicht aufkommen, den Rest der Gäste sind aber alle sehr ungezwungen, ein merkwürdige Situation. Sind wir zu verkrampft?
Zum Abschluss des Abends wollten wir noch an/in die Jahrhunderthalle, aber da war kein Reinkommen. Trotzdem eine Überraschung: die Wasserspiele auf dem Freigelände dahinter wurden mit mächtig lauter, aber sehr passender Musik (u.a. Wagner!) und einer Lichtshow untermalt, ein gewaltiger Eindruck (und ein schöner Ausklang des Tages).
Ganz vielen Dank an unsere Reisebegleitung, es war ein wunderschöner Tag...
Samstag, Oktober 01, 2011
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